Imkerei Bienenwiese Priester
Wildbienen & Naturprodukte
 

Über Mauerbienen als Bestäuber

Bienen bevölkern seit über 100 Millionen Jahren die Erde und spielen dabei eine erhebliche Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen. Der weitere Rückgang der Insektenvielfalt hat nicht überschaubare Folgen für unsere Ökologie. 78% aller Blühpflanzenarten und 80% aller Kulturpflanzenarten sind von einem Bestäuber abhängig ( Quelle Faktenblatt FiBL).



Unsere einheimischen Bienen und Hummeln leisten einen enormen Beitrag bei der Bestäubung unserer Pflanzen. Entgegen der üblichen Meinung entfällt dabei der weit aus größere Teil der Leistung auf die Wildbienen und nicht auf Honigbienen. 


Eine Gruppe der Wildbienen sind die Mauerbienen mit rund 50 bekannten Arten in Mitteleuropa. Während man in Japan schon vor 60 Jahren begann Mauerbienen als Bestäuber einzusetzen, wird in Deutschland immer noch auf die Honigbiene gesetzt. In Japan liegt der Anteil der von Mauerbienen bestäubten Apfel-Plantagen inzwischen bei 70%. Auch in den USA begann man bereits in den 1970er Jahren mit dem Einsatz von Mauerbienen als Bestäuber. Für die optimale Bestäubung der Mandelblüte wurden damals Gehörnte Mauerbienen aus Europa importiert. Mittlerweile werden auch in Südeuropa Mauerbienen im Obstanbau eingesetzt. 


Im Auftrag der Universität Greifswald hat sich Dipl.-Biol. Johann-Christoph Kornmilch mit den Mauerbienen beschäftigt. Im Zeitraum 2006-2009  erarbeitete er ein Management-Programm zur Nutzung der Roten Mauerbiene in Obstplantagen und Kleingärten. Ungefähr zur gleichen Zeit begann auch Dr. Mike Herrmann aus Konstanz mit der Zucht und Erforschung der Mauerbienen als Bestäuber für den Obstanbau. Beide haben wesentliche Voraussetzungen für den Einsatz von Mauerbienen als Bestäuber geschaffen.

Das Faktenblatt Wildbienen und Bestäubung vom Forschungsinstitut für Landbau in der Schweiz gibt es als Download 

 


 

 

 


Warum Mauerbienen


Kirschblüte auf der Bienenwiese


Kirschpflaumen blühen noch vor Aprikose,Pfirsich und Süßkirschen

Neben der Roten Mauerbiene gibt es noch einen weiteren Vertreter ihrer Art, welche ebenfalls als Bestäuber im Obstanbau wichtig ist, die Gehörnte Mauerbiene. Die von der Klimaerwärmung verursachten höheren Temperaturen im Frühjahr bringen ihr eine zunehmend höhere Bedeutung bei, da viele Obstbäume sich der Klimaentwicklung angepasst haben und immer zeitiger im Frühling zu blühen beginnen.


Die beiden Arten Rote Mauerbiene und Gehörnte Mauerbiene kommen in Deutschland bundesweit vor und lassen sich leicht in Nisthilfen ansiedeln. Dabei sind sie sehr ortstreu und brüten in der Regel da wo sie geschlüpft sind. Sie haben stabile Bestände und gelten als nicht gefährdet. Die Flugzeit der beiden Arten liegt im Frühjahr und fällt somit in die Blüte fast aller Stein-, Kern- und Beerenobstsorten.


 Die Gehörnte Mauerbiene erscheint ab Mitte März und fliegt bei gutem Wetter noch bis 4°C. Sie ist ein sehr guter Bestäuber für die frühen Steinobstsorten ( Aprikose, Pfirsich, Süßkirschen etc.). Hummeln erscheinen erst ab 10°C und Honigbienen ab 14°C. Mit ca. 4-6 Wochen Lebenszeit kann diese Biene aber auch noch Pflaumen-, Birnen- und Apfelblüten bestäuben.

Die Rote Mauerbiene schlüpft ab Mitte April und ist ein guter Bestäuber für spätes Steinobst, Kern- und Beerenobst.


Honigbienen fliegen sortenstet , das heißt sie fliegen von Blüte zu Blüte ohne den Baum zu wechseln. Dagegen wechseln Mauerbienen schon nach wenigen Blüten und verteilen somit den Blütenpollen auch auf andere Bäume. Ein wichtiger Vorteil gerade bei selbstunfruchtbaren Obstsorten. Mauerbienen transportieren den Pollen trocken an ihren Bürstenhaaren, was ein bessere Keimfähigkeit zur Folge hat.


Bei Honigbienen sammeln nur die Arbeiterinnen. Durch die Arbeitsteilung im Bienenvolk sammelt nur ein Teil des Volkes, während andere Arbeiterinnen sich um Wabenbau und die Aufzucht der Jungen kümmert. Mauerbienen leben solitär und sie legen keine Honigvorräte an. Jedes Weibchen versorgt ihr eigenes Nest. Auf der Suche nach Weibchen und zur Eigenversorgung suchen auch die Männchen regelmäßig Blüten auf.


Das Interesse der Honigbienen gilt vor allem Trachtpflanzen, also Pflanzen die zum gleichen Zeitpunkt in großen Mengen blühen wie Obstbäume, Raps, Robinie, Löwenzahn und später im Jahr die Lindenblüte oder die Goldrute. 

Die Mauerbienen lassen sich davon nicht ablenken und verbleiben in der Obstblüte. 


Tracht in Priester - Der Raps blüht






Der Apfelbaum blüht erst im Mai


Zwei Honigbienen in den Blüten der Kirschpflaume, das schöne Wetter macht es möglich

 

Die frühe Blüte des Pfirsichs braucht frühe Bestäuber wie die Gehörnte Mauerbiene



Für die Bestäubungsleistung gibt es unterschiedliche Angaben in der Literatur. Für einen Hektar Obstbäume muss ein Imker 2-3 Bienenvölker bereitstellen. Die Bienenvölker haben zu diesem Zeitpunkt eine Stärke von ungefähr 15000 -20000 Bienen pro Volk. Dagegen werden bei Mauerbienen für einen Hektar ca. 800 - 1000 Bienen benötigt. Die beiden Mauerbienenarten haben nur eine Generation im Jahr. Die Vermehrungsrate der Mauerbienen wird bei der Gehörnten Mauerbiene mit dem 2-3 fachen angegeben, bei der Roten Mauerbiene mit dem 3-5 fachen. Eine Starterpopulation von 100 Roten Mauerbienen (Männchen und Weibchen ) erzeugt also 300 - 500 Bienen für das nächste Jahr. Diese Zahlen sind aber stark vom Nahrungsangebot, den vorhandenen Nistplätzen und dem Wetter abhängig. Gerade bei der Gehörnte Mauerbiene kann kaltes Wetter im April die Vermehrungsrate stark beeinflussen.




Honigbienen werden seit vielen Jahr auf Friedfertigkeit gezüchtet und es mehren sich die Stimmen, die behaupten, dass sei die Ursache für die Probleme mit Parasiten und der Varroa-Milbe. Eine Tatsache die nicht von der Hand zu weisen ist. 

Dennoch sind sie in der Lage ihren Stachel zu gebrauchen. Ein kleiner Widerhaken am Stachel sorgt dafür, dass er in der Haut des Opfers stecken bleibt. Entfernt man die Biene reist man das gesamte Organ aus dem Körper der Biene und es pumpt weiter Gift in sein Opfer. Hummeln, Wespen und die anderen Bienen können mehrfach stechen. Was jedoch nicht mit der Größe des Widerhakens am Stachel zu tun hat, sondern mit dem unterschiedlichen Aufbau der Muskulatur. Bei vielen Wildbienen ist der Stachel nur gering ausgebildet. Diese Bienen würden es kaum schaffen mit ihren Stachel in unsere Haut einzudringen. 

Honigbienen setzen ihren Stachel aktiv zur Verteidigung des Nestes mit der Brut und den Honigvorräten ein. Auch Hummeln verteidigen ihr Nest aktiv.Wildbienen stechen dagegen nur im äußersten Notfall und zur Selbstverteidigung. 

Mauerbienen sind allgemein sehr friedvoll und lassen sich ohne Probleme auch aus der Nähe beobachten.